2003 wurden auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens am Standort der heutigen Messestadt Riem zwei Tiefbohrungen für eine geothermische Dublette abgeteuft. Ziel des Projektes war es, die durch Erdgas abgedeckte Grundlast der Wärmeversorgung (8 MW) des Stadtteils München-Riem durch hydrothermale Energie zu ersetzen. Für dieses anspruchsvolle Tiefbohrprojekt wurde auf den zum Heizwerk benachbarten Grundstücksflächen ein ca. 6.000 m² großer Sammelbohrplatz eingerichtet. Die obertägigen Aufschlagpunkte beider Bohrungen sind nur 15,5 m voneinander entfernt. In einer Tiefe von rund 2.600 m bis 3.000 m erschließen die asymmetrisch nach NNW und SSE abgelenkten Bohrungen die wasserführenden Malm-Karbonate des Juras. Die geologische und bohrtechnische Vorausplanung wurde anhand reflexionsseismischer Daten, sowie einer Detailauswertung umliegender Explorationsbohrungen unterstützt. Dies ergab für eine NNW gerichtete Bohrung ein klares Erschließungsziel im Bereich einer Bruchzone. Die nach SSE orientierte Bohrung sollte mit einer moderaten Ablenkung den nach SE einfallenden Malmtiefengrundwasserleiter in einem ungestörten tieferen Bereich erschließen.
Die Bohrung Riem Th1 erreichte nach 42 Tagen ihre Endteufe mit 3.275 m (MD). Dieses entspricht einer vertikalen Tiefe von 3.019,6 m. Der Malmtiefengrundwasserleiter wurde dabei auf einer Länge von
488 m mit dem Endbohrdurchmesser von 6.1/8 Zoll (156 mm) aufgeschlossen.
Nach einer erfolgreichen Säurestimulation im Malm und einem anschließenden neuntägigen Kurzpumpversuch konnte die Fündigkeit der Tiefbohrung nachgewiesen werden. Aufgrund der großen Tiefenlage des Haupt-Förderhorizontes überstieg die geförderte Thermalwassertemperatur die bisherigen Erwartungen und lag bei 92,8 °C.
Nach den geologischen Erkenntnissen aus der Bohrung Riem Th1 wurde die Riem Th2 auf eine Endteufe von ca. 3.225 m (entspricht 2.747 m vertikal) projektiert. Durch die Ablenkung wurde eine horizontale Entfernung zwischen den beiden Endpunkten der Bohrungen von 2.200 m erreicht. Im Rahmen eines Kurzzeitpumpversuchs wurden, nach erfolgter Säurestimulation, eine Schüttung von 40 l/s bei einer Druckabsenkung von 4 bar und einer Fördertemperatur von 93 °C nachgewiesen.
Die Gesamtkosten für die Bohrarbeiten im Geothermieprojekt München Riem beliefen sich einschließlich Errichtung und Rekultivierung des Bohrplatzes auf rund 5,3 Mio. EUR und blieben trotz der letztendlich höheren Gesamtteufen deutlich unter dem veranschlagten Projektbudget.
Durch den Einbau einer leistungsstarken Tauchkreiselpumpe können in der Geothermieanlage München - Riem derzeit 75 l/s mit 94 °C gefördert und nach dem Teil-Wärmeentzug wieder reinjeziert werden.
48.134775, 11.715235
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