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Projektentwicklung

Mit der Übernahme des Bergrechts zur Aufsuchung von Erdwärme für das Feld „Sauerlach" im Münchner Südosten Ende 2005 durch die SWM Services GmbH fiel der Startschuss für die Entwicklung, Planung und Umsetzung eines der damals größten Geothermieprojekte aus tiefer hydrothermaler Geothermie in Europa. Die SWM wollten nach ihren mehrjährigen und positiven Erfahrungen aus ihrer ersten geothermischen Anlage in München-Riem ihr Anlagenportfolio mit einer weiteren geothermischen Anlage in Sauerlach erweitern.

ERDWERK wurde seitens SWM mit der geologisch-technischen Planung sowie technischen Leitung in der Umsetzungsphase beauftragt.

Für die Erschließungsplanung und technische Planung der Bohrungen wurde u.a. auf Erkenntnisse und Daten aus den standortnahen KW-Explorationsbohrungen Hofolding 1-4 und Endlhausen 1 zurückgegriffen. Ferner erfolgte zur Optimierung der Erschließungsplanung und weiteren Risikominimierung ein Reprozessing von insgesamt 51 km tiefenseismischer Daten.

Auf dieser Grundlage wurde letztendlich ein Erschließungskonzept mit 2 Doppeldubletten festgelegt, das später in die Umsetzung gehen sollte.

Bohrplatzbau und Bohrbeginn

Der Start zur Herrichtung des Bohrplatzes am östlichen Ortsrand von Sauerlach erfolgte im Juli 2007 auf einer Fläche von ca. 13.000 m². Im Zentrum dieser Fläche wurden die Bohrkeller mit den jeweils ca. 50 m tiefen Standrohren errichtet. Der Bohrplatz wurde so designed, dass er in der nachfolgenden Bohrphase ausreichend Platz für die Bohranlage mitsamt der technischen Mimik, Arbeitscontainer, Rohrlager sowie Testequipment bietet. Der Bohrbeginn erfolgte schließlich Anfang Oktober 2007.

Bohr- und Testarbeiten

Mit der ITAG Tiefbohr GmbH stand den Stadtwerken München eine erfahrene Bohrfirma als Generalunternehmer zur Seite, die seinerzeit bereits Geothermiebohrungen in der Molasse erfolgreich abgeteuft hatte. Die Leistungsfähigkeit der eingesetzten Bohranlage ITAG Rig 23 mit einer Regelhakenlast von 365 t und einer Masthöhe von 45 m wurde durch die anspruchsvollen Bohrungen bis an die Grenzen beansprucht.

Letztendlich wurden in Sauerlach insgesamt drei geothermische Tiefbohrungen hergestellt. Basierend auf den Erkenntnissen und Testergebnissen wurde auf eine vierte Bohrung verzichtet. Alle drei Bohrungen erreichten mit z.T. sehr weiten Ablenk­strecken (bis max. 2,4 km) und sehr hohem technischen Anspruch den Zielhorizont Malm, wobei Th1a und Th2 diesen mit einem Enddurchmesser von 8.1/2'' und die Th3b mit einem Enddurchmesser von 6.1/8'' aufschloss.

In der Th1 führten Bohrlochinstabilitäten zu einer notwendigen Ablenkung der Bohrung aus dem Stammloch heraus. Die Bohrung Th1a erreichte eine Endteufe mit 4.757 m MD (4.179 m TVD), bei einer erfolgreichen Ablenkung in westlicher Richtung. Die Bohrung Sauerlach Th2 erreichte nach einer Gesamtablenkstrecke von über 2 km in Richtung Norden eine Endteufe von 5.060 m MD (4.181 m TVD). Die dritte Bohrung Th3b (Richtung SE) konnte unter Bewältigung großer bohrtechnischer Herausforderungen mit einer erzielten Teufe von 5.567 m MD (4.480 m TVD) erfolgreich im Mai 2009 den Zielhorizont Malm erreichen und war damit die tiefste Geothermiebohrung in Europa.

Die Bohrungen wurden jeweils nach Erreichen ihrer Endteufen im Rahmen der Inproduktionssetzungsarbeiten hydraulisch getestet und mit Säure stimuliert. Basierend auf den Ergebnissen wurde das betriebsgültige Triplettenkonzept mit einer Förder- und zwei Reinjektionsbohrungen festgelegt, das für die Gewinnung von tiefer Erdwärme im süddeutschen Molassebecken einzigartig war.

Betrieb

Nach Rückbau und Teilrekultivierung der Bohrplatzes (2011) und Fertigstellung des Kraftwerks erfolgten Inbetriebnahme des geothermischen Kraftwerks und Durchführung des Probebetriebs Ende 2013.

Seitdem befindet sich das geothermische Kraftwerk mit der geothermischen Triblette in Betrieb, wobei über 140 °C warmes Wasser aus der Th1a gefördert und wieder in die beiden Bohrungen Th2 und Th3b reinjeziert wird (Produktionsrate ca. 110 l/s). Neben der Stromproduktion wird bedarfsorientiert Wärme aus dem Rücklauf des Kraftwerks für die örtliche Wärmeversorgung in Sauerlach (Nahwärme) bereitgestellt.

 

PDF Geothermieanlage Sauerlach

143 °C
Th1a: 4.179 m TVD
Th2: 4.181 m TVD
Th3b: 4.480 m TVD
5 MW
4 MW
SWM
2009

47.972357, 11.668486

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